Die europäische Jugendgarantie ist hierfür ein guter Ansatz. Sie verfolgt die Idee, dass jede und jeder ein konkretes und qualitativ hochwertiges Beschäftigungs- oder Fortbildungsangebot erhält. In der Praxis ist dies wohl oft schwer umsetzbar. Nicht zuletzt deswegen suchen junge Menschen ihr Glück fern von ihrer Heimat. Zum Beispiel in Deutschland, im dualen Ausbildungssystem und in Betrieben, die Nachwuchs händeringend suchen. Dass ein speziell hierfür aufgelegtes Förderprogramm – mobipro-EU – Anfang des Jahres einen Bewerbungsstopp verhängte, ist ein völlig falsches Signal!
Jugendliche in Europa sind keine „Verschiebemasse", die eben dorthin geschickt werden, wo ein Fachkräftemangel droht. Im Vordergrund muss immer die Zukunft der jungen Menschen stehen. Es ist gut, im Ausland Arbeitserfahrung sammeln zu können. Das Gefühl, gebraucht zu werden, ist unersetzlich. Aber es darf kein dauerhaftes Modell sein, dass Jugendliche ihr soziales Umfeld, ihre Freunde und Familie, ihre Sprache und ihre Kultur zurücklassen müssen, um Arbeit und Ausbildung zu finden. Vielmehr sollte ein zukunftsweisendes Europa dafür sorgen, dass auch in den Heimatländern der jungen Menschen endlich wieder Entwicklungsmöglichkeiten geboten werden.
So dramatisch die Situation für viele junge Menschen ist, ist es doch zugleich verheerend, die Jugendpolitik nur darauf zu reduzieren. Was dabei nämlich oft übersehen wird, ist der gewachsene Zusammenhalt und die enorme Solidarität, die zwischen jungen Menschen in Europa besteht. Dabei spielen Austauschprogramme, Fremdsprachenunterricht und eine zunehmende Zahl von StudentInnen, die im Ausland studieren eine bedeutende Rolle. Gleichzeitig müssen wir es uns zur Aufgabe machen, Jugendliche auf ihr Leben im europäischen Kultur- und Wirtschaftsraum vorzubereiten und sie in die Lage zu versetzen proaktiv und solidarisch ein gemeinsames Europa nachhaltig gestalten zu können. Die Stärkung der interkulturellen Kompetenz ist dabei besonders wichtig.
Die jugendpolitische Zusammenarbeit ist entscheidend für nachhaltiges interkulturelles Verständnis und für ein friedliches Zusammenleben.
Beitrag für die Fachzeitschrift IJAB journal 1/2014, S. 24