In dem Fachgespräch setzen wir vier Schwerpunkte. Zu Beginn wollen wir über die Vernetzung homophober und antifeministischer Gruppen in Europa diskutieren. Hier versuchen wir deren gemeinsamen Argumentationsmuster auszuloten, um anschließend über erfolgreiche parlamentarische Gegenstrategien nachzudenken. Anschließend nehmen wir die Angriffe auf Genderkonzepte in den Blick und versuchen zu klären, warum gerade dieses Thema derartig reizt.
Beate Walter-Rosenheimer diskutiert mit Expertinnen das Thema "Sexualaufklärung: Selbstbestimmung, Toleranz und Vielfalt".
Hintergrund ist die aktuelle und immer wieder hochkochende Debatte um Frühsexualisierung von Kindern. Die Gegner von Sexualaufklärung in Kitas und Schulen, allen voran konservative oder gar reaktionäre Kräfte wie z.B. die „besorgten Eltern", kritisieren eine zu frühe Sexualisierung von Kindern. Sie führen staatliche Übergriffe in das Erziehungsrecht der Eltern durch das Thematisieren von Sexualität und sexueller Identität als Argument gegen sexuelle Aufklärung ins Feld.
Wie steht es tatsächlich um die derzeitige Sexualaufklärung von Kindern und Jugendlichen aus der Sicht von ExpertInnen, die täglich mit jungen Menschen zu tun haben? Wo passiert was? Welche Rolle haben staatliche Institutionen wie zum Beispiel die Schule?
Was ist „angemessen" in einer Umwelt, die z.B. in der Werbung, in den klassischen Medien, und auch in den sozialen Netzwerken stark sexualisiert ist?
Sexualaufklärung in der Praxis ist hauptsächlich Aufklärung der gesellschaftlichen (heterosexuellen) Mehrheit. Aber wie geht es dabei Jugendlichen, die aus diesem Kontext fallen? Mit welchen Fragen und Schwierigkeiten haben queere Jugendliche zu kämpfen? Fühlen sie sich gut aufgeklärt? Was bewegt sie? Wie finden sie in diesem Kontext ihre sexuelle Identität? Wie "normal" ist queer sein heute wirklich?
Abschließend analysieren wir die Umdeutungsversuche der Emanzipationsgegner*innen, die gleiche Rechte als Sonderrechte denunzieren. Wer sind die treibenden anti-emanzipatorischen Akteur*innen, die nicht wie früher um den Erhalt des Status Quo zu kämpfen scheinen, sondern um emanzipatorische Rückschritte?