Sehr geehrte Frau Präsidentin, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, liebe ZuhörerInnen,
gehen Sie in Gedanken doch mal zu sich nach Hause und stellen Sie sich ein besonders schönes und wertvolles Stück vor, das Sie gerade geschenkt bekommen haben. Wo würden sie das denn platzieren? Doch mit Sicherheit nicht in Ihrer Abstellkammer?! Nein - vermutlich mitten drin in einem Ihrer Lieblingsräume.
Und genau SO einen Platz braucht auch das schöne Stück mit dem bürokratischen Namen "Bildung für nachhaltige Entwicklung", weiterhin kurz BNE genannt. Auch sie muss raus aus den Abstellkammern und rein in die gute Stube. Sie braucht einen Platz mitten in der Gesellschaft.
Nachhaltigkeit berührt nämlich alle Bereiche des Alltags. Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft beeinflussen sich gegenseitig. Es hängt also alles mit allem zusammen und dieser Gedanke gefällt mir am Konzept des BNE so besonders gut.
BNE beschreibt einen Weg, um die Welt im Gleichgewicht zu halten. BNE hilft Kindern und Jugendlichen, Kompetenzen zu entwickeln, ihre Zukunft nachhaltig zu gestalten. Und so gesehen ist BNE ein ganz wunderbares Konzept und vor allem: es geht uns alle an!
Ich freue mich deshalb sehr, dass wir heute hier einen interfraktionellen Antrag dazu vorlegen können.
Lassen Sie mich zunächst kurz die Entwicklung bis hierhin darstellen: In den letzten zehn Jahre haben die Vereinten Nationen versucht, das Thema weltweit zu verankern. 2014 ist dieses Programm ausgelaufen. Es gab in dieser Zeit viele positive Ansätze und Aktionen: darunter fast 2000 ausgezeichnete Projekte, zahlreiche Kommunen, die sich engagiert haben. Und es gab ein zivilgesellschaftliches Engagement und so viel ehrenamtlichen Einsatz, vor dem wir hier wirklich unseren Hut ziehen.
Aber, sehr geehrte Damen und Herren: Nach wie vor ist der Begriff lediglich einer Fachöffentlichkeit bekannt – nicht mal alle Lehrerinnen und Lehrer kennen Bildung für nachhaltige Entwicklung. Und das, liebe Kolleginnen und Kollegen GENAU DAS sollte nach 10!!! Jahren nicht mehr sein!
BNE ist leider noch lange kein Selbstläufer.
Und genau deshalb machen wir uns Sorgen, wie es weiter geht. Im November 2014 wurde das Weltaktionsprogramm der Vereinten Nationen ausgerufen.
Es soll nochmal fünf Jahre darum gehen, BNE in allen Ländern der Erde bekannt zu machen und zu verankern. Wie gesagt, RAUS aus der Abstellkammer!
Trotz der langen Vorlaufzeit wurden aber bislang vom Bildungsministerium noch keine Arbeitsstrukturen geschaffen, auf deren Basis man weiter arbeiten kann. Dadurch gibt es bei den Aktiven und in den Projekten erhebliche Irritationen und viel Unsicherheit, wie uns auch Professor de Haan im Beirat bestätigt hat.
So wird es nichts mit der Idee die Weltkarte mit BNE zu überziehen. Nein, das führt ja eher zum Gegenteil. Zu einem ganz speziellen Artensterben… Sozusagen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, damit Bildung für nachhaltige Entwicklung wirklich gestärkt wird, braucht es verbindliche Strukturen für mehr Planungssicherheit und ausreichende Finanzmittel.
In unserem Antrag fordern wir verschieden konkrete Maßnahmen, um BNE endlich systematisch zu implementieren und flächendeckend zu verankern. Denn das ist bisher NICHT gelungen!
Ich nenne jetzt die, die mir besonders am Herzen liegen: Wir wollen,
- dass die Bundesressorts BNE in ihren Strategien verankert und eine interministerielle Arbeitsgruppe dazu einrichtet.
- dass die Bundesregierung regelmäßig Bericht erstattet, was im Rahmen des Weltaktionsprogramms erreicht wurde.
- dass sie sich gemeinsam mit den Ländern auf allen Ebenen für eine systematische Verankerung der BNE in allen Bildungseinrichtungen von der KiTa bis zur Uni einsetzt!
BNE muss endlich in alle Köpfe!!!
Deshalb muss die Bundesregierung mehr Anstrengungen unternehmen, als bisher. Wir in den Fraktionen sind uns einig: das Eisen muss geschmidet werden so lange es heiß ist, bevor die Akteure vor Ort, die Lehrkräfte, die Multiplikatoren, die Ehrenamtlichen das Interesse, die Energie und auch die Lust verlieren.
Unser gemeinsamer Antrag, unsere Einigkeit über Fraktionsgrenzen hinweg gibt mir die Hoffnung, dass da nun größere Brötchen gebacken werden und wir in fünf Jahren schon auf einem anderen Level stehen.
Denn liebe Kolleginnen und Kollegen, sie wissen ja um es mit Albert Camus zu sagen: wer etwas will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.
Hier können Sie die Rede ansehen