Sehr geehrte Frau Präsidentin!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt.
So alt dieses indianische Sprichwort auch sein mag und so häufig es schon zitiert worden ist, so ist es doch immer noch ein wahres Wort, das sehr knapp zusammenfasst, um was es bei Nachhaltigkeit und nachhaltiger Bildung geht: Wir alle haben die Verantwortung gegenüber unseren Kindern, diese Erde für sie lebenswert zu erhalten.
Leider hat sich die Regierung reichlich Zeit gelassen, den Bericht zur Bildung für nachhaltige Entwicklung vorzulegen. Wenn wir die Haushaltswochen abziehen, dann sind schon zehn Sitzungswochen vergangen. Ich hoffe nicht, dass das etwas mit dem Stellenwert zu tun hat, den dieses Thema für Sie hat.
(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Aber ja!)
Bildung für nachhaltige Entwicklung – kurz: BNE –, das heißt lernen, unsere Zukunft so zu gestalten, dass unsere Kinder und unsere Enkel auch nach uns noch gute Lebensbedingungen haben.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Bildung für nachhaltige Entwicklung, so die UNESCO, vermittelt Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen nachhaltiges Denken und Handeln. Sie versetzt Menschen in die Lage, Entscheidungen für die Zukunft zu treffen und dabei abschätzen zu können, wie sich das eigene Handeln auf künftige Generationen oder das Leben in anderen Regionen dieser Erde auswirkt.
Die UN-Dekade für BNE läuft in ein paar Wochen aus. Wir haben das schon gehört. Viele Lehrkräfte, Ehrenamtliche, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und Stiftungen haben einen ganz entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass Nachhaltigkeit mehr und mehr in den Schulen, außerschulischen Lernorten und Kommunen thematisiert wird. Das verdient unseren Respekt und unsere Anerkennung.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Es ist ein starkes Zeichen, dass BNE seit dem ersten Anstoß durch die rot-grüne Bundesregierung im Jahr 2004 ganz unabhängig von politischen Machtverhältnissen immer gemeinsames Ziel war. Das hat sicherlich Seltenheitswert und zeigt, dass BNE ein Kernziel für uns alle ist.
Herr Müller, Sie sprachen vorhin davon, dass das Konzept sehr breit aufgestellt sei. Aber: Der Bericht sowie zahlreiche andere Analysen, Studien und Empfehlungen zeigen uns vor allem auch eines: Eine systematische Verankerung des Bildungskonzepts steht nach wie vor aus. Das wollen wir ändern.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Auch die UNESCO-Zukunftsstrategie „BNE 2015+" konstatiert – ich zitiere –: Das eigentliche Ziel der von den Vereinten Nationen ausgerufenen Dekade wurde oft nur punktuell und eher modellhaft erreicht.
Der Begriff selbst ist nach wie vor – das wissen Sie auch – hauptsächlich der Fachöffentlichkeit bekannt
Dabei ist es doch ein Bildungskonzept, das für uns alle von entscheidender Tragweite ist.
Eines sollte uns allen klar sein: Nachhaltigkeit ist nur mit Bildung zu haben. Das haben Sie schon gesagt.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Gerade die, die BNE als Multiplikatoren vorantreiben könnten, also die Erzieherinnen, die Lehrerinnen – die Lehrer und Erzieher natürlich auch –, konnten in unseren Augen nicht genügend erreicht werden. Ja, auch davon haben Sie, Herr Müller, gesprochen: Es gab ein starkes, ein bewundernswertes zivilgesellschaftliches, ehrenamtliches Engagement, und davor ziehen wir den Hut. Aber dennoch, denke ich, können wir den Auftrag nicht allein den Ehrenamtlichen überlassen, dürfen wir uns nicht allein auf sie verlassen; hier ist auch die Politik stärker gefragt.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Damit BNE wirklich gestärkt wird, braucht es verbindliche Strukturen für mehr Planungssicherheit und natürlich ausreichende Finanzmittel, um diese Strukturen zu schaffen. Für meine Fraktion ist klar: Das Kooperationsverbot stand der Bundesunterstützung für diese Strukturen, für die flächendeckende strukturelle Umsetzung im Weg.
Von Bundesland zu Bundesland unterscheidet es sich sehr stark, wie sehr Bildungseinrichtungen den Fokus auf Nachhaltigkeit richten. Wir stehen also immer noch vor großen Herausforderungen. Im November 2014 – wir haben es schon gehört – soll mit dem Weltaktionsprogramm der UNESCO ein neuer Anstoß für Bildung für nachhaltige Entwicklung gegeben werden. Wir Grünen hoffen, dass die Bundesregierung aus den Problemen in der Umsetzung des Bildungskonzepts ihre Lehren zieht und das Weltaktionsprogramm in Deutschland besser unterstützt.
An dieser Stelle will ich Sie an die Zusagen aus 2013 erinnern und hoffe umso mehr, dass sie auch für die aktuelle Bundesregierung gelten. 2013 versprach Bundesministerin Wanka, dass weiterhin Geld und Ideen in diesen Bereich fließen werden. Gerade jetzt, vor dem Hintergrund der Haushaltsberatungen, darf ich vielleicht daran erinnern, dass damals in einer Regierungsbefragung ein Aufwuchs an Mitteln für BNE in Aussicht gestellt wurde.
Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen die Verankerung von Bildung für nachhaltige Entwicklung in Deutschland weiter voranzutreiben. Denn, wie die Deutsche UNESCO-Kommission es beschreibt, BNE lehrt Menschen, vor allem Kinder und Jugendliche: Mein Handeln hat Konsequenzen – nicht nur für mich und mein Umfeld, sondern auch für andere. Ich kann etwas tun, um die Welt ein Stück zu verbessern.
Gemäß dem aktuellen Jahresthema der UN-Dekade in Deutschland sage ich: Lassen Sie uns Brücken in die Zukunft bauen und uns weiter gemeinsam für einen lebenswerten Planeten für nachkommende Generationen einsetzen. Denn wir brauchen Kompetenzen in diesem Land. Dies sind vorausschauendes Denken, interdisziplinäres Wissen, autonomes Handeln und Partizipation an gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen.
Vielen Dank.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der SPD)