Zu den aktuellen Ausbildungsmarktzahlen der Bundesagentur für Arbeit und zur Veröffentlichung des Ausbildungsreports des Deutschen Gewerkschaftsbundes erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung:

 Die Bundesregierung selbst ist schuld daran, dass Jugendliche und Betriebe in Deutschland nicht mehr zusammenfinden. Während Betriebe im Süden und Osten der Republik händeringend nach Fachkräften suchen, gehen viele ausbildungsinteressierte Jugendliche im Norden und Westen der Republik bei ihrer Lehrstellensuche komplett leer aus. Was Noch-Bildungsministerin Wanka als Passungsprobleme kleinredet, ist in Wahrheit die tragische Konsequenz aus vier Jahren bildungspolitischem Blindflug.

Fest steht: Das duale System steckt in der Krise. Zum Start des Ausbildungsjahres suchen noch 98.000 Jugendliche eine Lehrstelle. Gleichzeitig sind 136.000 Ausbildungsplätze unbesetzt. Das ist nicht nur eine rechnerische Lücke von 38.000 Ausbildungsplätzen. Das sind fast 100.000 enttäuschte Jugendliche und tausende Betriebe mit ernsthaften Zukunftssorgen. Damit Jugendliche endlich wieder Chancen und Betriebe Nachwuchs bekommen, braucht Deutschland eine Ausbildungsgarantie, die allen jungen Menschen den Weg zum Berufsabschluss ermöglicht. Bund und Länder müssen den Übergang von der Schule in die Betriebe deutlich besser organisieren und unterstützen.

 

Auch die Mobilität der Auszubildenden muss erhöht werden. Kein Ausbildungswunsch darf an den Grenzen von Bundesländern scheitern. Ausbildungsinteressierte aus schwächeren Regionen müssen attraktive Angebote aus stärkeren Regionen auch annehmen können. Trotz hoher Lebenshaltungskosten muss es ihnen möglich gemacht werden, sich mit einer dualen Ausbildung in einer anderen Region gute Zukunftschancen zu erarbeiten. Schulische Ausbildungen müssen endlich kostenfrei und die Berufsausbildungsbeihilfe erhöht werden. Es kann nicht sein, dass die Gesellschaft nach Erziehern, Pflegekräften und Gesundheitsfachleuten ruft, diese während ihrer Ausbildung aber im Regen stehen lässt.

 

Experten fordern seit Jahren mehr Investitionen in die berufliche Bildung. Im Bildungsetat für das kommende Jahr sucht man diese Investitionen vergeblich. Eine moderne Berufsbildung ist im digitalen Zeitalter nicht mit Schreibmaschine und Rechenschieber zu machen. Der Bund muss endlich kräftig in WLAN, Whiteboards und Weiterbildung investieren. Auch die vielen jungen Geflüchteten werden nicht von alleine zu den Facharbeitern von morgen. Damit die Berufsschulen fit für den digitalen Wandel und aus Flüchtlingen möglichst schnell Fachkräfte werden, ist ein Berufsschulprogramm über 2,5 Milliarden Euro innerhalb von fünf Jahren notwendig.