Die 42-jährige Bulgarin N. hat in Bulgarien eine sechs monatige Ausbildung als "Hausassistent, Sanitär- und Krankenpfleger" mit einer Spezialisierung auf die Arbeit mit Kindern und Behinderten gemacht. Davor hat sie in Bulgarien zehn Jahre als Bedienung und Verkäuferin und sieben Jahre in Griechenland als Altenpflegerin gearbeitet. Nach ihrer Ausbildung hat sie für eine deutsche Firma als "Leihpflegerin" in Privathaushalten gearbeitet, was sie mit Arbeitszeugnissen der Auftraggeber nachweisen kann. Aktuell besucht sie einen Deutschkurs und ist geringfügig beschäftigt. Sie möchte in Zukunft als Altenpflegerin arbeiten.
Dieses Beispiel stellt Ludwig Simek aus seiner Arbeit Beate Walter-Rosenheimer bei ihrem Besuch bei AGABY vor. Sog. "Talentscouts" unterstützen in fünf Regierungsbezirken bei der Arbeitsmarktintegration und helfen bei Problemen im Anerkennungsverfahren. Der Ansturm bei den Beratungen ist enorm und die Herausforderungen groß: Fehlende Unterlagen, Traumatisierung, unterschiedliche Bildungsniveaus zeigen, wie wichtig dieses vertrauliche und am individuellen Bedarf der Ratsuchenden orientierte Angebot ist.
AGABY ist die Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayerns. Die Vorsitzende Mitra Sharifi und die Geschäftsführerin Réka Lörincz beklagen, dass das bayerische Innenministerium mit einer Weisung über den Vollzug des Ausländerrechts seit September 2016 die Ausbildungsmöglichkeit für Geflüchtete wieder verhindert. Dies erschwert die Integration und schadet der bayerischen Wirtschaft. "Das Integrationsgesetz ist ein Ausgrenzungsgesetz", stellt Beate Walter-Rosenheimer fest. Mitra Sharifi ergänzt: "Das Integrationsgesetz öffnet das Tor für einen rassistischen Diskurs."