Anlässlich der laufenden Haushaltsberatungen und der anstehenden Debatte im Haushaltsausschuss zum Etat des Bundesministeriums für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (Einzelplan 17) am 7. November erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Aus- und Weiterbildung der Grünen Bundestagsfraktion:
Für den Kinder und Jugendbereich fordere ich eine Aufstockung des Kinder- und Jugendplans. Dieses Geld wird dringend gebraucht, damit Kinder psychisch kranker Eltern die Unterstützung bekommen, die sie benötigen.
Denn diese Kinder haben keine Lobby. Und betroffen sind viele Kinder. In Deutschland gehen Expertinnen und Experten davon aus, dass jedes vierte Kind, somit geschätzte drei bis vier Millionen Kinder, einen vorübergehend oder dauerhaft psychisch erkrankten Elternteil hat. Etwa 2,6 Millionen wachsen in suchtbelasteten Familien auf.
Kinder psychisch kranker Eltern brauchen mehr und passgenaue Unterstützung. Um unterschiedliche, spezifische Hilfeleistungen wie niedrigschwellige Beratungs-und Entlastungsangebote, online-Beratung oder die Unterstützung und Vernetzung von Fachkräften modellhaft zu erproben, bedarf es einer Mittelausstattung von 2 Millionen Euro. Ergänzt werden soll das um eine Aufklärungs- und Entstigmatisierungskampagne im Volumen von 1,5 Millionen.
Eine solche Kampagne wurde bereits 2017 einstimmig vom Deutschen Bundestag beschlossen. Diese hat die Bundesregierung allerdings bis heute nicht umgesetzt. Das lässt den Respekt vor Entscheidungen des Parlaments vermissen und offenbart auch ein hohes Maß an Ignoranz den betroffenen Familien gegenüber.
Denn auch der Bundesregierung muss klar sein, dass psychische Erkrankungen auch 2019 häufig aus Scham und Angst vor Stigmatisierung verschwiegen werden. Deshalb wagen viele betroffene Kinder nicht, sich an Außenstehende zu wenden. Stattdessen übernehmen sie oftmals stillschweigend Aufgaben, die über ihre alters- und entwicklungsgerechten Kompetenzen hinausgehen. Hier gilt: Die im Dunklen sieht man nicht. Und das darf nicht sein. Ich fordere die Bundesregierung deshalb eindringlich auf, Geld für diese Kinder und ihre Familien bereit zu stellen.