Zur jüngsten Erwerbspersonen-Befragung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) erklärt Beate Walter-Rosenheimer MdB:

Die Befragung des WSI zeigt: Die Nachwehen der Corona-Pandemie sind für Frauen mit Kindern katastrophal. Für sie geht es wieder zurück zu Küche und Kinder – sie bräuchten Entlastung, Erholung und Entspannung.

Sah es am Anfang der Pandemie noch danach aus, dass die alten Rollenzuschreibungen in den Familien passé sind, so zeigt sich jetzt ein dramatischer Rollback. Das bisschen Haushalt macht sich halt nicht von allein, sondern dahinter steckt Arbeit – nach wie vor meistens von Frauen. Immer noch ist die Verteilung der Care-Arbeit in den Familien zu Lasten der Frauen höchst ungleich verteilt.

Der größte Unterschied beim Gender Care Gap zeigt sich dann, wenn minderjährige Kinder zu betreuen sind: In der Altersgruppe der 34-Jährigen beträgt dieser 110,6 Prozent. Das heißt, Frauen verbringen im Durchschnitt fünf Stunden und 18 Minuten mit Sorgearbeit, Männer dagegen 2 Stunden 31 Minuten. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Arbeitszeiten: Frauen arbeiten wesentlich häufiger in Teilzeit, häufig in schlecht bezahlten Berufen und sind dadurch von Altersarmut bedroht.

Nun kommt verschärft dazu, dass sich die Rahmenbedingungen deutlich verschlechtert haben. Die Kinderbetreuung ist in hohem Maße unzuverlässig, da Betreuungs- und Lehrkräfte ausfallen oder ganz fehlen. Auch die psychischen Belastungen von Kindern und Jugendlichen müssen von den Familien – und damit von den Frauen – aufgefangen werden. Besonders betroffen sind von diesen Bedingungen berufstätige Mütter, das sind in Deutschland circa 75 Prozent.

Die Lösung kann nicht ausschließlich im privaten Bereich liegen, hier muss die Politik Rahmenbedingungen schaffen, damit Gleichstellung vorangetrieben wird. Eine gesetzlich vorgeschriebene gerecht geteilte Elternzeit wäre in meinen Augen ein erster Weg. Väter müssen mehr Elternzeit nehmen, so erhöhen wir auch die Akzeptanz in Firmen und schaffen gleiche Bedingungen für Väter und Mütter und bringen damit mehr Frauen in die Erwerbstätigkeit.

Die Ampelkoalition möchte bis 2030 Gleichstellung in Deutschland mithilfe eines Gleichstellungschecks umsetzen. Das ist kein „Nebenthema“, sondern Voraussetzung für Chancengleichheit und damit Grundlage unserer Demokratie.