Ann-Kathrin hat im Bundestagsbüro von Beate Walter-Rosenheimer vom 1. September bis zum 30.September ein Praktikum absolviert. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen im Bundestagsbetrieb.
Nach zwei Jahren des Wartens und der Ungewissheit war es endlich soweit: ich durfte vier Wochen lang ein Praktikum bei Beate Walter-Rosenheimer absolvieren und bekam in dieser Zeit einen einzigartigen Einblick in den politischen Betrieb des Bundestages.
Geplant war das Praktikum eigentlich schon für den Frühsommer 2020, doch durch die Corona-Pandemie hat sich einiges verändert und vieles fand sehr lange nur online statt. Da ich jedoch gerne einen Einblick vor Ort bekommen wollte und mich darauf gefreut hatte, Beate und das Team im Büro persönlich kennenzulernen, war für mich ein rein digital ablaufendes Praktikum keine Alternative.
Und so blieb ich in Kontakt mit Julia, die mich immer wieder über den aktuellen Stand informiert hat und unermüdlich nach Lösungen gesucht hat, wie und wann mein geplantes Praktikum doch noch stattfinden kann. Und dann hieß es irgendwann: wir sehen uns im September 2022 im Bundestag.
Denn der September stellte sich als der perfekte Monat heraus, um möglichst viel in vier Wochen zu erleben. Ich kam nämlich in den Genuss von drei Sitzungswochen, von denen jährlich nur etwa 20 stattfinden. Als ich nach längerer Suche eine Wohnung gefunden hatte und alle wichtigen Unterlagen ausgefüllt waren, kam große Vorfreude auf die kommende Zeit in Berlin auf.
Meine ersten beiden Arbeitstage lagen nicht in einer Sitzungswoche. Dadurch hatte ich die Möglichkeit, im Gespräch mit dem Team, das mich sehr herzlich empfangen hat und in dem ich mich sofort wohlgefühlt habe, meine Tätigkeiten und die Struktur der grünen Fraktion bzw. dem Bundestag insgesamt kennenzulernen und die kommende Sitzungswoche vorzubereiten.
Wie wahrscheinlich fast alle Neulinge im Bundestag war ich in den ersten Tagen etwas orientierungslos unterwegs und habe mich nicht nur einmal verlaufen. Die verschiedenen, weitläufigen Liegenschaften mit den vielen Ein- und Ausgängen, den Treppen, Brücken und unterirdischen Tunnelsystemen sind aber auch nicht gerade hilfreich. Doch auch wenn die Lage noch so aussichtslos erscheint, findet sich immer eine nette Person, die man nach dem Weg fragen kann und die bestätigt, dass es ganz normal ist, am Anfang (oder auch immer) leichte Orientierungsschwierigkeiten im Bundestag zu haben. Und nach einer ausgedehnten Bundestagsführung mit Sebastian in Woche 3 hatte ich zumindest das Gefühl, einen soliden Überblick über sämtliche Räumlichkeiten bekommen zu haben.
Der Weg zum Etagenbüro, der sehr leicht zu finden war, wurde mir gleich am ersten Tag gezeigt und die Abholung und Vorsortierung der Post war seitdem eine meiner täglichen Aufgaben, die mir viel Freude bereitet hat. Es war sehr interessant für mich zu sehen, mit welchen Anliegen verschiedenste Organisationen, Interessensgruppen und Einzelpersonen an Beate herantreten und wie politische Kommunikation aussehen kann.
Zu meinen weiteren Aufgaben gehörten die Recherche zu bestimmten Themen und die Vorbereitung von anstehenden Treffen. Da Beate im Menschenrechts- und Petitionsausschuss ist, waren die Themenfelder weitestgehend auf diesem Gebiet angesiedelt. So habe ich beispielsweise ein Dossier zum Thema Menschenrechte angelegt, das ausführlich die Definition, historische Entwicklung und Institutionen zur Wahrung der Menschenrechte behandelt und auch die Lage in Deutschland in den Blick nimmt. Des Weiteren habe ich mich viel mit Menschenrechtsverletzungen und Menschenrechtsverteidiger*innen in Indien beschäftigt, einem aktuellen Schwerpunktthema von Beate. Auch eine Recherche zu der Lage von Klimaaktivist*innen in anderen Ländern, mit der ich aufgrund meines eigenen Interesses und Engagements in diesem Bereich betraut wurde, hat mir sehr viel Spaß gemacht.
Ebenfalls sehr spannend fand ich die Arbeit im Bereich der Petitionen. Es hat mich bei der Durchsicht und der Recherche für einzelne Petitionen immer wieder beeindruckt, wie vielseitig die einzelnen Anliegen sind und dass all diese Anliegen, egal welchen Hintergrund und wieviel Reichweite die Petent*innen besitzen, einzeln besprochen und bearbeitet werden.
Außerdem durfte ich Beate und das Team zu Ausschusssitzungen, Fraktionssitzungen, öffentlichen Anhörungen, Treffen von Arbeitsgruppen und Gesprächen mit verschiedensten Organisationen und Verbänden begleiten. Das hat mir einen ganz neuen Blickwinkel auf demokratische Prozesse eröffnet. Es hat mir zusätzlich gezeigt, wie anstrengend und eng getaktet der Tag einer Abgeordneten wirklich ist und welchen Stellenwert eine gute Koordination und Vorbereitung aller Termine durch die Mitarbeitenden besitzt.
Ein Highlight waren für mich auch die Sitzungen im Plenum, die ich von der darüber liegenden Tribüne aus verfolgen konnte. Gerade die Debatten rund um Wirtschaft und Klimaschutz und das aktuell brisante Thema der Energieversorgung fand ich persönlich sehr interessant.
Durch die vielfältigen Aufgaben, die mir zugeteilt wurden und die zahlreichen Veranstaltungen und Sitzungen, denen ich beiwohnen durfte, waren die vier Wochen eine sehr kurzweilige und bereichernde Zeit, in der ich viel über politische Strukturen und Prozesse gelernt habe und inspirierende Persönlichkeiten treffen konnte.
Vielen Dank an Beate, Julia, Philipp, Sebastian, Marco und Helga, dass ihr mich so herzlich in euer Team aufgenommen habt und ich dadurch den parlamentarischen Alltag und viele tolle Menschen kennenlernen durfte.