Tatsächlich ist „Die Wiege" seit 1966 fester Bestandteil von Odelzhausen. Die mehrfach-schwerst behinderten Kinder wohnen in fünf Wohngruppen verteilt auf drei Mehrfamilienhäuser. 38 Kinder und Jugendliche finden hier Platz, wobei die Besonderheit des Kindeheims ist, dass hier schon Kinder im Säuglingsalter aufgenommen werden und bis zum Ende der Schulzeit dort bleiben können.

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Im intensiven Gespräch mit der Heimleiterin Monika Zimmer erfährt die Bundestagsabgeordnete, dass die Kinder häufig wegen Überforderung der Eltern abgegeben werden mussten. Oft liegt vor der Geburt des behinderten Kindes schon eine Problematik, z.B. psychischer Art, bei den Eltern vor, die dann dazu führt, dass sie sie nicht selbst kümmern können. Es gibt aber auch Fälle, wo die ständige Belastung zu Überforderung und zum „Burnout" der Eltern führe, da die ambulante Unterstützung für behinderte Säuglinge schwer zu bekommen ist. Das Kind wird bei der Begutachtung zur Feststellung der Pflegestufe mit einem gesunden Kind gleichen Alters verglichen. Maßgebend für die Beurteilung des Hilfebedarfs bei einem Säugling oder Kleinkind ist nicht der natürliche altersbedingte Pflegeaufwand, sondern nur der darüber hinausgehende Hilfebedarf.

Beate Walter-Rosenheimer, die sich als Vorsitzende der Kinderkommission des Deutschen Bundestags mit dem Schwerpunktthema „Kinder psychisch Kranker Eltern" befasste, bemerkt hierzu: „Alle Kinder und ihre Familien brauchen individuell auf ihren jeweiligen Bedarf zugeschnittene niedrigschwellige Hilfen. Dies sollte durch ein angemessenes, strukturiertes Unterstützungssystem ergänzt werden. Besonders auch bei solchen Einschnitten, durch die Geburt eines Kindes mit Behinderung, braucht es mehr Unterstützung auch der Eltern. Auch die psychologische Betreuung sollte ein Teil der Prävention und damit der dritten Säule im Gesundheitssystem sein."

Daneben gibt es kaum Betreuungsplätze für Kinder mit Behinderungen und die Plätze der Wiege sind voll belegt. Bei dem anschließenden Besuch der drei Mehrfamilienhäuser kann Beate Walter-Rosenheimer die Kinder kennenlernen und stellt fest: „Die Kinder haben hier ein wirkliches Zuhause gefunden, das keinen Heimcharakter hat, sondern vielmehr einer Kinder-Wohngemeinschaft gleicht.". Klar ist, dass sich trotzdem alle wichtigen Geräte und Hilfsmittel finden, die für die Behandlung und Therapie der Kinder wichtig ist. 85 Mitarbeiterinnen kümmern sich 24 Stunden 365 Tage um alle Belange. Die Arbeit der „Wiege" wird größtenteils aus öffentlichen Mitteln finanziert. Um Anliegen zu realisieren, die über den täglichen Bedarf hinausgehen, ist das Heim auf Spenden angewiesen. Nur so können das therapeutische Reiten, Musiktherapie, Ausflüge oder die Umgestaltung des Gartens in einen Sinnes- und Erlebnisbereich realisiert werden. Beate Walter-Rosenheimer hierzu: " Noch Tage lang gehen mir die Kinder durch den Kopf, ich bin sehr beeindruckt von dem liebevollen Umgang des Personals und der sehr persönlichen Atmosphäre."