Zum Internationalen Tag gegen Menschenhandel am 30. Juli 2022 erklärt Beate Walter-Rosenheimer, Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe:
Menschenhandel ist laut UNHCR der am schnellsten wachsende Kriminalitätsbereich. Und Menschenhandel findet auch in Deutschland statt, das ist traurige Realität. Deshalb ist es gut und wichtig, wenn dieses Thema weiter in den Fokus von Politik und Zivilgesellschaft rückt. Menschenhandel bedeutet Ausbeutung und ist eine moderne Form der Sklaverei unter der weltweit besonders Frauen, Kinder und Jugendliche zu leiden haben. Dabei reicht das Spektrum von sexueller Ausbeutung durch Zwangsprostitution bis hin zu Zwangsarbeit oder Organhandel.
Betroffene sind meistens besonders vulnerable Gruppen wie Geflüchtete, die aufgrund von Sprachbarrieren und mangelnder Kenntnis der eigenen Rechte sowie Angst vor der Rückführung in das Herkunftsland zu wirtschaftlichen Zwecken ausgebeutet werden. Aber es sind nicht nur Menschenhändler, die die Notlage ausnutzen, auch in Privathaushalten werden Frauen unter prekären Bedingungen und keiner oder nur geringer Bezahlung für haushaltsnahe Dienstleistungen missbraucht.
Aktuell erleben wir durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wieder große Fluchtbewegungen von Frauen und Kindern nach Deutschland und Europa. Hier heißt es, wachsam sein und die Geflüchteten sowie Helferinnen und Helfer für die Gefahren von Ausbeutung zu sensibilisieren. Behörden und Fachberatungsstellen haben seither verstärkt auf die drohenden Gefahren von Menschenhandel hingewiesen, allerdings gibt es in vielen Verteilzentren immer noch keine Informations- und Sensibilisierungsbroschüren, das muss sich ändern.
Die Bundesregierung hat mit gutem Grund Menschenhandel den Kampf angesagt. Wir brauchen einen Nationalen Aktionsplan und eine unabhängige Monitoringstelle, um Menschenhändlern und Ausbeutern endlich das Handwerk zu legen.