Christine Rudolf-Jilg von Amyna e.V. (Institut zur Prävention von sexuellem Missbrauch) erklärte, dass die Hauptaufgabe der "Sicheren Wiesn" aus Präventionsarbeit bestünde. Aber auch die akute Beratung und Nachsorge gehören zu den ehrenamtlichen Dienstleistungen der Vereinigung. Die "Sichere Wiesn" wurde 2003 gemeinsam von den Münchner Verbänden IMMA e.V., dem Frauennotruf und AMYNA e.V. gegründet, da man sexuelle Übergriffe nicht länger als "Kollateralschaden" des Oktoberfests in Kauf nehmen wollte. Seitdem ist die Aktion als Anlaufstelle während der Wiesnzeit täglich im Servicezentrum Theresienwiese von 18.00-1.00 Uhr sowie an allen Samstagen von 15.00-01.00 Uhr geöffnet und mit einem multiprofessionellen Frauenteam besetzt.
Vor allem jüngere Frauen und Touristinnen jeden Alters würden immer wieder Opfer sexueller Gewalt, erläuterte die Diplom Sozialpädagogin: "Problematisch wird es, wenn durch den Alkohol die Reaktionsfähigkeit herabgesetzt ist und die Frauen sich nicht gut auskennen und orientierungslos sind." Aber auch im Festzelt selbst käme es gelegentlich zu Übergriffen. In diesem Jahr gab es zudem mehrfach den Verdacht auf die Verabreichung von K.O.-Tropfen. Christine Rudolf-Jilg betonte deshalb: "Man sollte immer mindestens zu zweit unterwegs sein und aufeinander schauen."
Die Grüne Bundestagsabgeordnete Beate Walter-Rosenheimer zeigte großen Respekt vor der Arbeit des "Sicheren Wiesn" Teams und meinte: "Ich halte es für ein gesellschaftliches Problem, dass einige Männer heutzutage immer noch meinen, Grabschen sei ein Kavaliersdelikt! Wir müssen alle gemeinsam hinschauen und Zivilcourage zeigen." Es sei wichtig, dies auch im Zusammenhang mit dem Oktoberfest immer wieder zu betonen und nicht nur einseitig die positiven Seiten herauszukehren.
Katharina Schulze, Vorsitzende der Münchner Grünen, ergänzte: "Die Frauen von der Aktion Sichere Wiesn arbeiten rund um die Uhr auf engstem Raum und noch dazu ehrenamtlich. Die Stadt München unterstützt die Kampagne, die steigenden Fallzahlen zeigen, dass dies auch bitter nötig ist. Es muss darüber nachgedacht werden, wie zusätzliche Unterstützung aussehen kann - gerade wenn man sieht, dass der Security Point sich derzeit noch einen Raum mit dem TÜV und der Lokalbaukommission teilt. Neben dem wichtigen Unterstützungsangebot an Frauen und Mädchen muss endlich auch ein gesellschaftliches Umdenken her: Alkoholkonsum und das Tragen eines Dirndls ist kein Freifahrtschein für sexualisierte Gewalt!"