Jung, queer glücklich!? Wie fühlen sich queere Jugendlichen im Jahr 2016 in Deutschland? Wie leben sie? Wie viel Vielfalt erlaubt unsere Gesellschaft? Wie erleben Jugendliche heute ihr Coming-out? Braucht es dazu überhaupt noch Mut?
Darüber diskutierten fast 200 Teilnehmer*innen im Deutschen Bundestag. Die Gäste waren Jugendliche, Expert*innen aus Verbänden, Vereinen und Projekten, sowie Aktivist*innen aus den Bundesländern.
Grundlage und Ausgangspunkt der Konferenz war die Studie des Deutschen Jugendinstituts „Coming-out und dann…?!“, die im November 2015 veröffentlicht wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es für Deutschland keine so breit angelegte und aussagekräftige Erhebung zu queeren Jugendlichen, deren Lebenssituation, Coming-out-Verläufen und Diskriminierungserfahrungen. Nun liegen die Ergebnisse vor und die Grüne Bundestagsfraktion möchte die Ergebnisse nutzen, um den politischen Handlungsbedarf ausloten, der die Situation von LGBT* -Jugendlichen verbessert.
Auftakt der gut fünfstündigen Konferenz war eine nachdenkliche Rede von Dr. Anton Hofreiter, Vorsitzender der Grünen Bundestagsfraktion. Er verwies auf das signifikant erhöhte Suizidrisiko von queeren Jugendlichen im Vergleich zu heterosexuellen Altersgenossen und den Stress, den viele noch immer – sei es in Schule oder Elternhaus – beim Coming-out erleben. Dieser zeigt sich auch im oftmals erhöhten Alkohol-, Tabak- und auch Drogenkonsum von queeren jungen Menschen. Umso wichtiger seien flächendeckende Beratungsangebote für Jugendliche im Coming-out-Prozess, damit sie sich nicht alleingelassen fühlen.
Danach wies Beate Walter-Rosenheimer, Sprecherin für Jugendpolitik und Ausbildung auf die lange Zeitspanne hin, die seit dem Bundestagsbeschluss 2005 und der Veröffentlichung der Studienergebnisse 2015 lag. Der Bundestag hatte damals noch unter rot-grüner Mehrheit beschlossen, dass die Bundesregierung eine Bestandsaufnahme zur Lebenssituation schwuler und lesbischer Jugendlicher durchführen soll. Doch dann kam die Wahl dazwischen und die Kanzlerin Merkel. Und die Beauftragung der Studie ließ auf sich warten. Die neue Bundesregierung ließ das Projekt erst einmal in der Schublade versauern.
Erst auf wiederholten Druck der grünen Bundestagsfraktion, Großen Anfragen, Nachhaken, Nicht-locker-lassen, kam dann wieder Bewegung in die Sache und das Deutsche Jugendinstitut wurde mit der Durchführung beauftragt.
Beate Walter-Rosenheimer betonte, die Wichtigkeit der Studie als aussagekräftige Datenbasis und unterstrich dass die Situation von queeren Jugendlichen nach wie vor oft schwierig ist. „Gerade in letzter Zeit kursieren Schimpfwörter wie "schwule Sau", "Scheiß-Transe" oder "lesbische Kuh" wieder vermehrt - und nicht nur auf Schulhöfen. Diskriminierungserfahrungen gehören zum Alltag vieler LGBT* -Jugendlichen.“ Dies, so Beate Walter-Rosenheimer, sei ein Zustand, der dringend geändert werden müsse und deshalb auch in der Jugendpolitik der Grünen Bundestagsfraktion eine wichtige Stellung einnimmt.
Dr. Claudia Krell und Kerstin Oldemeier vom Deutschen Jugendinstitut, die Leiterinnen der Studie stellten im Anschluss die zentralen Ergebnisse vor. Mitgemacht haben mehr als 5.000 Teilnehmer*innen bei der Online-Befragung im Alter zwischen 14 und 27 Jahren (Durchschnittsalter 21 Jahre) und 40 Jugendliche im Rahmen von persönlichen Interviews.
Vertreten waren Jugendliche mit und ohne Migrationserfahrung (16% haben Migrationserfahrung), mit unterschiedlichen Bildungsniveaus (77% hohes Bildungsniveau) und unterschiedlicher regionaler Verortung (50% leben in Großstädten/Metropolen).
Erschreckend ist besonders, dass Diskriminierung immer noch eine hohe Alltagsrelevanz bei den befragten Jugendlichen hat und zwar sowohl die erlebte, als auch die befürchtete. So haben 82% der LGB-Teilnehmer*innen und 96% der Trans* Teilnehmer*innen Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung/geschlechtlichen Zugehörigkeit erlebt. Häufig findet Diskriminierung in der Öffentlichkeit statt und zwar an scheinbar ganz „neutralen“ Orten, wie im Nahverkehr, auf der Straße, in Fußgängerzonen oder im Freizeitbereich wie in Clubs/Bars oder im Schwimmbad. Als weitere relevante Orte wurden das Internet, Behörden, der medizinischer Bereich aber auch die eigene Familie ausgemacht. Dr. Claudia Krell wies darauf hin, dass „jede*r dritte LGBT* Jugendliche und jedes zweite trans* Mädchen/Frau von sexueller Belästigung oder Beleidigung aufgrund der sexuellen Orientierung und/oder geschlechtlichen Zugehörigkeit berichtet.
Ein weiteres Ergebnis war, dass ein Coming-out in der Schule aus Angst weitestgehend vermieden wird und dass queere Jugendliche häufig Vermeidungs- und Verzichtsstrategien anwenden, um sich nicht Beschimpfungen, Beleidigungen und manchmal sogar körperlicher Gewalt auszusetzen. Dazu kommt noch das Gefühl nicht ernstgenommen zu werden in der sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung.
In der anschließenden Diskussionsrunde wurde ebenfalls deutlich, dass die Gesellschaft insgesamt in großen Teilen zwar toleranter und offener geworden ist, die individuellen Diskriminierungserfahrungen aber oftmals so gravierend sind, wie vor 20 Jahren. Auch 2015/2016 beeinflussen diese noch viel zu häufig den Alltag der betroffenen Jugendlichen. Das bestätigte wieder einmal mehr, dass die Politik gefragt ist, um entsprechende Rahmenbedingungen zur Verbesserung der Situation zu schaffen, aber auch die Zivilgesellschaft sich nicht mit den derzeitigen Errungenschaften zufrieden geben darf. Die oftmals ins Feld geführte Aussage, nun wäre doch alles gut, entspricht einfach nicht der Realität, vor allem nicht der der betroffenen Jugendlichen.
Eine Gruppe, die ebenfalls stark von Diskriminierung, Ausgrenzung und auch Unwissenheit betroffen ist, ist die der inter*geschlechtlichen Menschen. Lucie Veith, Bundesvorsitzender des Vereins Intersexuelle Menschen e.V. machte dies in einem kurzen Referat deutlich. Sie stellte eindringlich die Probleme dieser großen, immerhin sind rund 120.000 Menschen betroffen, oft unsichtbaren Gruppe dar, die rigiden Maßnahmen wie Zwangskastration, Hormonbehandlungen und Verstümmelungen ausgesetzt ist.
Im nächsten Teil der Konferenz beschäftigten sich die Teilnehmer mit gelungenen Beispielen von Empowerment- und Aufklärungsstrategien zur Unterstützung der LGBT*I-Jugendlichen aus den Bundesländern. Kai Gehring, Sprecher für Hochschule, Wissenschaft und Forschung begrüßte Vertreter*innen von Projekten aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Frank G. Pohl Landeskoordinator für Schule der Vielfalt der NRW-Fachberatungsstelle für Schule der Vielfalt - Schule ohne Homophobie stellte dieses erfolgreiche Projekt vor.
Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie engagiert sich als bundesweites Antidiskriminierungs-projekt für eine größere Akzeptanz von lesbischen, schwulen, bisexuellen, trans*, inter* und queeren Menschen im Bereich Bildung. Denn - das unterstrich auch Frank Pohl – Schule ist ein homophober Ort.
Carina Utz präsentierte die Bildungsarbeit von FLUSS e.V. Freiburg zu Geschlecht und sexueller Vielfalt vor. FLUSS bietet vor allem an Schulen Peer-to-Peer-Beratung an.
Dadurch können persönliche Erfahrungen authentisch weiter gegeben werden. Wenn Schüler*innen nach dem Gespräch sagen, dass sie nun nicht mehr das Gefühl haben, dass Schwul- oder Lesbisch-sein etwas Unnormales ist, ist dies ein Beweis, dass Reden und Informationen Früchte tragen.
Ebenfalls aus Nordrhein-Westfallen waren Torsten Schrodt und Lenus Winkelmann gekommen, die über die erfolgreiche Arbeit von "gerne-anders!" NRW-Fachberatung sexuelle Vielfalt & Jugendarbeit und „together Mülheim“ berichteten.
„Together“ bietet Identitäts- und Lebensweltarbeit für und mit Trans*Jugendlichen. „Gerne anders!“ wird als landesweit- tätige Fachberatungsstelle seit 2013 durch das Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes NRW aus dem Kinder- und Jugendförderplan finanziert und organisiert Sensibilisierung-, Fortbildungs- und Beratungsprozesse für freie und öffentliche Träger der Jugendhilfe zu Fragen der sexuellen Vielfalt. Denn auch in der Jugendarbeit gibt es Homophobie, was dazu führt, dass queere Jugendliche oft nicht teilnehmen oder ihr Anders-sein verstecken.
Anhand dieser Best-Practice-Beispiele wird deutlich, wie sehr sich Förderstrukturen auszahlen und wie hoch der Gewinn für die gesamte Gesellschaft durch umfassende Aufklärung und Erziehung zu Vielfalt sein kann.
Anschließend ging es nach einer Pause, die zum Essen, Unterhalten und Vernetzen sehr willkommen war in die vier verschiedenen Workshops, wo Expert*innen mit Abgeordneten und dem Publikum über konkrete Themenfelder diskutierten vor allem in Hinblick auf den bundespolitischen Handlungsbedarf. Alle Referent*innen waren Menschen aus der Praxis. Denn niemand weiß besser Bescheid über die Lebenswirklichkeit von queeren Jugendlichen als sie und die Jugendlichen selbst. Deshalb freuen wir uns sehr, dass viele Jugendliche und junge Erwachsene zur Veranstaltung gekommen sind, um mitzudiskutieren. Wichtig war uns nicht immer nur über sie – sondern mit ihnen zu sprechen.
Panel 1: Total Normal – Unterstützungsangebote für queere Jugendliche
Hier diskutierten Thomas Kugler von der Bildungsinitiative QUEERFORMAT, Laura Becker, Vorstand Bundesverband Queere Bildung e.V., Christoph R. Alms, Landesvorstand Jugendnetzwerk Lambda - Berlin Brandenburg e.V. und Dr. Claudia Krell mit Kai Gehring darüber, was queere Jugendliche in verschiedenen jugendrelevanten Feldern, wie z.B. Jugendhilfeeinrichtungen, Schulen, Vereinen, Mobilitätsangeboten brauchen.
Das diskriminierungsfreie Aufwachsen aller Jugendlichen sei eine Aufgabe, der sich auch Schulen, Jugendeinrichtungen und Verbände stellen müssten, betonte Kai Gehring. Für queere Jugendliche sind Beratungs- und Unterstützungsangebote bei weitem nicht flächendeckend vorhanden. Es gibt große Unterschiede sowohl zwischen den Bundesländern als auch zwischen Stadt und Land. Die Länder können hier durch Ausführungsgesetze zum Kinder- und Jugendhilfegesetz für bessere Standards sorgen, wie Thomas Kugler berichtete. Dies gilt auch für besseren Schutz in Fällen von Gewalt, familiären Konflikten etc. Als Basis von allem sollten die Kinderrechte der UN-Kinderrechtskonvention dienen. Fachkräfte müssen so ausgebildet sein, dass sie mit Diversität gut umgehen können. Die Teilnehmenden forderten eine bessere Förderung und Vernetzung von Initiativen queerer Jugendlicher als Expert*innen in eigener Sache. Zudem sollte Forschung zu ihrer Lebenssituation in Zukunft regelmäßig stattfinden, um auf neue Entwicklungen und Bedarfe reagieren zu können.
Panel 2 I kissed a girl - and I liked it – Coming-out von lesbischen Mädchen
Der öffentliche Diskurs über Homosexualität wird dominiert von schwulen Männern und Jungen. Verbände und psychosoziale Beratungsstellen weisen schon seit Jahrzehnten auf das Phänomen hin: Lesbische Frauen und Mädchen sind gesellschaftlich und medial bis zur Unsichtbarkeit marginalisiert. Woran liegt die mangelnde Sichtbarkeit von Lesben in der Gesellschaft? Was kann getan werden, um gerade lesbische Mädchen in ihrem Coming-Out zu stärken und zu ermutigen, darum ging es in Panel 2, das von Ulle Schauws moderiert wurde.
Rita Braaz von LeTRa München (Beratungsstelle des Vereins Lesbentelefon e.V) machte in ihrer Ursachenforschung klar: „Lesbische Mädchen kommen nicht vor, weder in Literatur noch in Filmen, in den Medien oder in der Schule sind sie präsent.“ Aber auch innerhalb der queeren Comunity sind sie meist unsichtbar und mehr oder weniger von umtriebigen und oftmals gut vernetzten Männern an den Rand gedrängt. Das hat Folgen: Während beim Begriff „queer“ häufig automatisch an „schwul“ gedacht wird, verkommt lesbisch sein zur Randnotiz, allenfalls bemerkenswert, da ohne Mann. Fazit: Lesben sind noch nicht im Zentrum der Gesellschaft angekommen und immer noch viel zu wenig sichtbar.
Das liegt zum Teil auch daran, dass sich lesbische Mädchen nicht gerne als Lesbe bezeichnen und den Begriff für sich nicht zutreffend finden. Darauf wies Gundula Brunner Geschäftsführerin von IMMA e.V. Initiative für Münchner Mädchen hin. Möglicherweise ist das eine Folge des Bildes, das viele bei Lesben im Kopf haben – und das kollidiert stark mit der herkömmlichen Weiblichkeitsvorstellung. Um das zu korrigieren braucht es mehr Vielfalt und verschiedene Role-Models, darauf wies auch Laurel Braddock hin, die jahrelange Erfahrung als peer-to-peer-Beraterin beim Aufklärungsprojekt Lambda Berlin gesammelt hat. Deshalb wäre es wünschenswert, wenn Lesben in den Medien beispielsweise bei den öffentlich-rechtlichen Sendern eine größere Rolle spielen würden. Mädchen, die sich selbst als frauen-liebend einordnen brauchen Vorbilder, um selbstbewusst zu sich stehen zu können. Offene Angebote als Möglichkeit, sich mit gleichaltrigen lesbischen Mädchen auszutauschen sind wichtig und sollten speziell für Mädchen ausgebaut werden.
Marie Zeller vom Aufklärungsprojekt München unterstrich die Wichtigkeit der Schule als zentralen Ort im Leben der meisten Jugendlichen. Hier braucht es dringend einen entspannten, wertschätzenden Umgang und oftmals immer noch Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte, um ein offenes wertschätzendes Klima zu schaffen und damit auch lesbische Mädchen positiv zu bestärken und ihnen ermöglichen, eine lesbische oder bisexuelle Identität aufzubauen. Das Stichwort lautet Entwicklungsförderung von Mädchen bereits im Kindesalter, diese leitet sich schon aus den UN-Kinderrechten ab.
Verwiesen wurde auch auf die Notwendigkeit bundesweite Strukturen zu schaffen, damit Mädchen, unabhängig in welcher Gegend sie leben, davon profitieren können. Hier braucht es Bundesgesetze, die Gleichstellungspolitik zum Auftrag für alle Länder machen. Ebenso wichtig ist die geschlechtergerechte Verteilung von öffentlichen Geldern im Sinne des Gender-Budgeting.
Ulle Schauws konstatierte zum Abschluss des Workshops „Da müssen wir dringend weiterarbeiten und immer wieder zeigen, auch als lesbische Politikerinnen: wir sind da – uns gibt es!“
Panel 3: Queer mit Migrationsgeschichte
Wie umgehen mit Mehrfachdiskriminierung? Was tun gegen rassistische Strömungen innerhalb der LGBT*IQ-Community? Und welchen besonderen Schutz brauchen junge queere Geflüchtete? Gleich mehrere ganz aktuelle Themen wurden in diesem Panel unter der Moderation von Beate Walter-Rosenheimer MdB diskutiert. Wanja Kilber vom Verein „Quarteera“ berichtete von der Aufklärungsarbeit seines Vereins, der vor allem in die russischsprachige Gemeinde hineinwirkt und den Zugang über die russische Sprache sucht. Seine Empfehlung: Aufklärung in der jeweiligen Landessprache. Auch Gema Rodríguez Díaz vom Verein „rubicon“ plädierte für eine Sensibilisierungsarbeit der Selbstorganisationen von Migrant*innen. Dort müssten die jeweiligen Peers angesprochen werden, die wiederum andere beeinflussen könnten. Zudem forderte sie Anti-Diskriminierungsbildung in alle staatlichen Curricula aufzunehmen.
Zum derzeit besonders brisanten Thema Asylpolitik wurden folgende Punkte, die für Geflüchtete LGBT*IQ hilfreich und wichtig sind identifiziert und zusammengefasst:
Verfolgung auf Grund der sexuellen Orientierung oder der geschlechtlichen Identität ist ein Asylgrund. Vielen Geflüchteten ist dies aber bei ihrer Ankunft nicht bewusst. Hier brauche es, so Frank Hoyer vom Arbeiter-Samariter-Bund NRW, gut geschulte Berater*innen im Asylverfahren. Ebenso hätten Sprachmittler*innen eine besondere Verantwortung.
Viele Diskutierende teilten die Meinung, manchmal würde es schon helfen, wenn Mitarbeiter*innen im Asylverfahren sich durch einen Sticker oder einen kleinen Hinweis als „LSBT*IQ -friendly“ zu erkennen geben. Gerade jungen, queeren Geflüchteten könnte das die Angst nehmen.
Aus dem Panel wurde die Forderung an die Politik adressiert, dass die besondere Schutzbedürftigkeit von jungen LSBT*IQ -Menschen mit Fluchtgeschichte überall eine Rolle spielen müsse, speziell in Fragen der Unterbringung. Zudem sollte geklärt werden, wie viele Menschen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer geschlechtlichen Identität Asyl suchen in Deutschland.
Panel 4: jung. trans*. und dann?
Zu Beginn des Panels gaben Finn Lorenz (Projektleitung von in&out/Schwerpunkt Chatberatung – Beratungsprojekt des Jugennetzwerks Lambda – BB e.V., Vorstand Bundesverband Trans*) und Ammo Recla (Projektleitung ABqueer e.V.) Einblicke in ihre Beratungstätigkeit mit jungen trans* Menschen und die zahlreichen Herausforderungen und Diskriminierungen denen junge trans* ausgesetzt sind. Kerstin Oldemeier (Deutsches Jugend Institut) stellte aktuelle Forschungsergebnisse zu diesem Thema vor.
In der Diskussion mit Monika Lazar, Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus, wurden zahlreiche Probleme junger trans* angesprochen. Von Problemen mit dem Coming-Out in Elternhaus und Schule, der Unsicherheit und Unkenntnis bei pädagogischen Fachkräften, der omnipräsenten Zweigeschlechtlichkeit bis hin zur fehlenden Sensibilität in der Kinder- und Jugendpsychiatrie wurde über individuelle, strukturelle und institutionelle Diskriminierungen diskutiert.
Als Lösungen für die vielfältigen Probleme (junger) trans* Menschen wurden auch Handlungsempfehlungen an die Politik formuliert. Wichtig sei v.a. die Entpathologisierung von Transsexualität, die Sensibilisierung pädagogischer Fachkräfte in der Aus- und Weiterbeildung und das Empowerment junger Trans*. Das Transsexuellengesetz müsse dringend reformiert, die pathologisierenden Begutachtungen abgeschafft und eine einfache Namens- und Personenstandsänderung (auch für junge trans*) ermöglicht werden. Diskutiert wurde auch, ob man beim Personenstand nicht eine dritte Option einführen oder am besten sogar den Personenstand ganz abschaffen könnte. Hier erntete eine Teilnehmerin des Panels von Allen zustimmenden Applaus, als sie fragte, wieso man nicht generell die Kategorisierung von Menschen aufgibt.
In allen Workshops gab es jede Menge Input mit guten Diskussionen. Im Anschluss galt es die Ergebnisse dem ganzen Publikum vorzustellen. Jedes Panel wurde von einer*m Expert*in zusammengefasst.
Beate Walter-Rosenheimer bekräftigte in der Abschlussrunde, dass die Arbeit in den Panels, die konstruktiven und auch kritischen Anregungen, als Vorlage für unsere weitere parlamentarische Arbeit dienen wird. „In den nächsten Wochen wird es von uns einen Grünen Antrag dazu geben, in den die Ergebnisse der heutigen Konferenz einfließen. Seien Sie sicher, wir bleiben dran. Und wir werden auch politisch nicht locker lassen und immer wieder nachhaken und fordern, ganz sicher. Mit dieser Veranstaltung und den daraus folgenden Handlungsempfehlungen für die Politik wollen wir dafür sorgen, dass es bald wirklich heißt: JUNG. QUEER. GLÜCKLICH. Ganz ohne Fragezeichen.“
Bei Rückfragen wenden Sie sich an Julia Frederking