Keine andere Frage hat mich nachhaltiger durch mein Leben begleitet. Im Beruf, im Ehrenamt und bei privaten Verabredungen. Als ich mir mit meinem Mann die Sorgearbeit noch geteilt habe, waren wir eine kleine Sensation: Er kam ebenso oft in den Kindergarten oder auf den Spielplatz wie ich und eine gleiche Aufteilung von Haushalt und Kindern ist bis heute noch nicht selbstverständlich. Zu der Zeit wurde ich für die Antwort auf diese Frage oft beneidet und mein Mann sogar bewundert.


Nach der Trennung wurde ich dann zum alleinerziehenden Elternteil meiner fünf Kinder und mein ohnehin schon ziemlich durchgetakteter Alltag musste zu einem tadellos laufenden Uhrwerk werden. Eine halbe Stunde für die Tageszeitung hieß dann eben eine halbe Stunde weniger schlafen. Frühstück machen, Brotzeit vorbeireiten, Kinder in die Schule oder zum Kindergarten, weiter zur Arbeit, Einkaufen, Kinder wieder einsammeln, Haushalt, Kochen, Spielen, Hausaufgaben. Jeden Tag. Die Antwort auf die Frage nach den Kindern wurde nicht mehr so oft beneidet und die Urteile über mich schwankten je nach Kontext zwischen „Powerfrau“ und „Rabenmutter“.


Eine Ein-Eltern-Familie braucht die Kraft aller, passende Rahmenbedingungen und vor allem ein gutes Netzwerk. Wir konnten als Unterhalt glücklicherweise in einem Haus mit Garten wohnen: Sicherlich kein Luxus- Etablissement 🙂 aber Platz zum Spielen, Toben und auch mal Alleinsein.


Meine Eltern haben uns immer bei allem unterstützt, was wir vorhatten . Sie waren da, wenn ich es aus verschiedenen Gründen nicht sein konnte, und die Kinder wurden früh selbstständig und verantwortungsbewusst.


Als ich 2012 als Nachrückerin in den Bundestag einzog war mein jüngstes Kind erst 13, das Älteste 20. Weil wir aber jahrelange Übung und ein unterstützendes Netzwerk hatten, konnte ich mein Mandat mit Freude und voller Vertrauen annehmen.


Am Tag der Abitur-Feier meines Sohnes feierten wir die im Bundestag gewonnene Abstimmung über die „Ehe für Alle“ gleich mit.
Ich war in Berlin zur Abstimmung und nicht auf seiner Abifeier. Was mich lang geschmerzt hat. Mein wunderbarer Sohn sagte damals: „ Mama, du MUSST für die Ehe für alle stimmen. Wir feiern abends nach.“


Es war sicher nicht immer leicht, zuweilen anstrengend bis zur Erschöpfung, doch heute spüre ich am engen Verhältnis zu meinen Kindern, dass es alle Mühe wert war ❤️
Ich finde, junge Eltern sollten es leichter haben. Allein erziehend nicht in die Armutsfalle tappen. Deshalb kämpfe ich mit ganzem Einsatz für bessere politische Bedingungen für Ein-Eltern-Familien!

BWR